Ricotta gilt als einer der reinsten und natürlichsten Käse überhaupt – doch ein Blick auf die Zutatenliste vieler Supermarktprodukte offenbart eine andere Realität. Was traditionell aus nur wenigen Grundzutaten hergestellt wird, enthält heute oft eine Vielzahl von Zusatzstoffen, die nicht nur den ursprünglichen Geschmack verfälschen, sondern auch gesundheitliche Fragen aufwerfen. Für bewusste Verbraucher wird es damit immer wichtiger, die Tricks der Lebensmittelindustrie zu durchschauen.
Die ursprüngliche Ricotta: Ein Produkt mit jahrhundertealter Tradition
Echter Ricotta entsteht durch ein faszinierendes Verfahren, das bereits seit dem Mittelalter praktiziert wird. Die Molke, die bei der Käseherstellung übrig bleibt, wird erneut erhitzt – daher auch der Name „Ricotta“, was auf Italienisch „nochmals gekocht“ bedeutet. Durch diesen Prozess gerinnen die restlichen Milchproteine und bilden die charakteristischen, körnigen Flocken.
Die traditionelle Rezeptur benötigt lediglich Molke, Milch und eventuell etwas Säure wie Zitronensaft oder Essig. Mehr war nie nötig, um diesen delikaten Frischkäse herzustellen. Doch die moderne Lebensmittelindustrie hat andere Pläne.
Versteckte Zusatzstoffe: Die unsichtbaren Begleiter im Supermarktregal
Wer heute Ricotta kauft, erhält oft ein Produkt mit einer deutlich längeren Zutatenliste. Diese Zusatzstoffe dienen verschiedenen Zwecken, die primär den Herstellern und weniger den Verbrauchern zugutekommen.
Konservierungsstoffe für verlängerte Haltbarkeit
Echter Ricotta ist ein Frischkäse mit natürlich begrenzter Haltbarkeit. Um die Lagerzeit zu verlängern und damit die Logistik zu vereinfachen, setzen Hersteller häufig auf Konservierungsstoffe. Natriumbenzoat (E211) und Kaliumsorbat (E202) sind dabei besonders verbreitet. Diese Stoffe können bei empfindlichen Personen allergische Reaktionen auslösen und stehen in Verdacht, bei regelmäßigem Verzehr die Darmflora zu beeinträchtigen.
Stabilisatoren und Verdickungsmittel
Die charakteristische Konsistenz von Ricotta entsteht natürlich durch den Gerinnungsprozess. Industriell hergestellte Varianten nutzen jedoch oft Carrageen (E407), Johannisbrotkernmehl (E410) oder Xanthan (E415), um eine gleichmäßigere Textur zu erreichen. Carrageen steht dabei besonders in der Kritik, da es Entzündungen im Verdauungstrakt fördern kann.
Säureregulatoren und pH-Wert-Manipulatoren
Um den Geschmack zu standardisieren und die Haltbarkeit zu optimieren, verwenden Hersteller Säureregulatoren wie Natriumcitrat (E331) oder Milchsäure (E270). Diese Zusätze verändern den natürlichen pH-Wert und können den ursprünglichen, mild-süßlichen Geschmack von Ricotta überdecken.
Die Kennzeichnungstricks: Wie Hersteller Zusatzstoffe verschleiern
Lebensmittelhersteller haben verschiedene legale Methoden entwickelt, um Zusatzstoffe weniger auffällig zu machen. Ein beliebter Trick ist die Verwendung von Funktionsklassen-Namen statt der konkreten Bezeichnung. So wird aus „Natriumbenzoat“ einfach „Konservierungsstoff“ oder aus „Carrageen“ wird „Verdickungsmittel“.
Besonders tückisch ist die Praxis, Zusatzstoffe über Zutaten einzuschleusen, die selbst bereits verarbeitet sind. Wird beispielsweise eine vorbehandelte Molke verwendet, die bereits Stabilisatoren enthält, müssen diese nicht zwingend einzeln aufgeführt werden.
Die Reihenfolge als Irreführung
Zutaten müssen zwar nach Gewicht sortiert aufgelistet werden, doch geschickte Hersteller nutzen verschiedene Bezeichnungen für ähnliche Stoffe. So können mehrere Arten von Zucker oder Stabilisatoren verwendet werden, die einzeln betrachtet in geringerer Menge vorkommen, in der Summe aber einen erheblichen Anteil ausmachen.
Gesundheitliche Auswirkungen: Was Verbraucher wissen sollten
Die gesundheitlichen Folgen von Zusatzstoffen sind oft subtil und zeigen sich erst bei langfristigem Konsum. Konservierungsstoffe können die natürliche Darmflora beeinträchtigen, die für eine gesunde Verdauung und ein starkes Immunsystem essentiell ist.
Stabilisatoren wie Carrageen stehen in Verdacht, chronische Entzündungen zu fördern, insbesondere im Magen-Darm-Trakt. Menschen mit bereits bestehenden Verdauungsproblemen sollten daher besonders vorsichtig sein.
Allergische Reaktionen und Unverträglichkeiten
Viele Zusatzstoffe sind potenzielle Allergene. Besonders problematisch ist dies bei einem Produkt wie Ricotta, das traditionell als sehr verträglich gilt. Verbraucher führen Unverträglichkeitsreaktionen oft auf die Milch zurück, während tatsächlich die zugesetzten Chemikalien die Ursache sein könnten.
Der Einkaufsguide: Qualitäts-Ricotta erkennen
Echte Ricotta-Qualität erkennt man an einer kurzen und verständlichen Zutatenliste. Ideale Produkte enthalten ausschließlich Molke, Milch und gegebenenfalls natürliche Säure. Je länger die Zutatenliste, desto weiter entfernt ist das Produkt vom Original.
Auf diese Begriffe sollten Sie achten
Vermeiden Sie Produkte mit E-Nummern oder Begriffen wie „Stabilisator“, „Konservierungsstoff“ oder „Säureregulator“. Auch Bezeichnungen wie „natürliche Aromen“ sind bei einem traditionellen Produkt wie Ricotta überflüssig.
Bevorzugen Sie Ricotta aus dem Kühlregal mit kurzer Haltbarkeit – dies ist meist ein Indiz für weniger Zusatzstoffe. Produkte mit monatelanger Haltbarkeit sind dagegen oft stark verarbeitet.
Alternative Bezugsquellen und Eigenherstellung
Spezialisierte Käsereien und italienische Delikatessenhändler führen oft traditionell hergestellte Ricotta ohne Zusatzstoffe. Auch auf Wochenmärkten finden sich häufig Anbieter, die nach alten Rezepturen arbeiten.
Für Experimentierfreudige bietet sich die Eigenherstellung an. Mit hochwertiger Vollmilch, Zitronensaft und etwas Geduld lässt sich zu Hause ein Ricotta herstellen, der dem Original sehr nahe kommt – ganz ohne versteckte Zusatzstoffe.
Rechtliche Situation und Verbraucherrechte
Obwohl alle verwendeten Zusatzstoffe zugelassen sind, haben Verbraucher das Recht auf vollständige Information. Bei Unklarheiten können Sie direkt beim Hersteller nachfragen oder sich an Verbraucherzentralen wenden.
Die europäische Gesetzgebung arbeitet kontinuierlich an strengeren Kennzeichnungsvorschriften. Verbraucher können durch bewusste Kaufentscheidungen diesen Prozess unterstützen und ein Zeichen für mehr Transparenz setzen.
Jeder Griff ins Supermarktregal ist eine Entscheidung für oder gegen Zusatzstoffe. Mit dem nötigen Wissen können Verbraucher diese Entscheidung bewusst treffen und Produkte wählen, die ihren Vorstellungen von natürlicher Ernährung entsprechen.
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